Prof. Dr. Helmut van Thiel (†)
Das Institut trauert um Prof. Dr. Helmut van Thiel, der am 19. Oktober 2014 verstorben ist.
Helmut van Thiel war dem Institut mehr als fünf Jahrzehnte verbunden und blieb auch nach seiner Pensionierung ein sehr aktives Mitglied. Mit der ihm eigenen Begeisterung arbeitete er an seinen zahlreichen Projekten und nahm regen Anteil am Institutsgeschehen, wo er immer gern gesehen war.
Wir werden ihn in bester Erinnerung behalten.
Neue Publikationen:
1. D-Scholien zur Ilias, 2. Auflage. Köln 2014:
Scholia D in Iliadem. ISBN: 978-3-931596-83-5.
Die neue erweiterte Auflage berücksichtigt jetzt auch einige der zahlreichen Zeugen, in denen die D-Scholien verteilt neben dem Text der Ilias (und meistens auch einer byzantinischen Ilias-Paraphrase) erscheinen. Dabei ist die Wechselwirkung zwischen Homertext, D-Scholien und Paraphrasen besonders auffällig, wenn ihre einzelnen Elemente gegenseitig ausgetauscht werden — die Textgeschichte wird zum Textabenteuer. Die erste kritische Ausgabe der D-Scholien zur Ilias wurde 2000 als Proecdosis publiziert, auf Grund der Codices, welche den Text in der ursprünglichen durchgehenden Kommentarform erhalten haben.
2. Aristarch, Aristophanes Byzantios, Demetrios Ixion, Zenodot
Fragmente zur Ilias, gesammelt, neu herausgegeben und kommentiert. ISBN 978-3-11-034716-4D de Gruyter, Berlin/Boston 2014.
Die Ausgabe umfasst 4 Bände: 3 Bände Einleitung und Kommentar mit 575, 613, 573 Seiten.
Und ein Register als Datensammlung, publiziert in zweierlei Form:
- a) Druck der Datensammlung mit 764 Seiten
- b) pdf-Online-Datei mit denselben 3042 Datenblättern, erschlossen durch griechische und deutsche Stichwörter.
Der Verlag stellt die Onlinedatei kostenlos zur Verfügung als Online Register.
Das Unternehmen wurde zwölf Jahre lang von der DFG gefördert.
Projekte:
1. Aristarch, Aristophanes Byzantios, Demetrios Ixion, Zenodot
Fragmente zur Odyssee.
Der Text der Odysseescholien stimmt in wesentlichen Kennzeichen mit den Iliasscholien überein. So den häufigen Nennungen der Homerkommentatoren Aristarch, Aristophanes und Zenodot, besonders in Kurznoten. Weiter der starken Präsenz des Demetrios Ixion, gewöhnlich ohne Namennennung; als Hauptstück seine Diskussion mit Aristarch über die Athetese der 2. Nekyia. Der wichtigste Unterschied besteht darin, dass uns zur Odyssee der Venetus A mit seinen philologischen Scholien fehlt. Wir befinden uns also etwa in der Situation, als ob wir zur Ilias auf den Townleianus als Haupthandschrift angewiesen wären, so wie zur Odyssee auf den Harleianus. Ob uns Textstücke direkt aus den Kommentaren des Aristonikos, Didymos, Nikanor und Herodian erhalten sind, ist seltener sicher, als in Anlehnung an die Ilias vermutet wird.
2. Das Lexikon des Kyrillos,
entstanden im 5. Jh. n. Chr., ist das erste allgemeine griechische Wörterlexikon, in dem der Wortschatz heidnischer, hellenistisch-jüdischer und christlicher Autoren gesammelt ist. Es hat allen jüngeren Lexika als Basis gedient und hat immense geistesgeschichtliche Bedeutung. Das Lexikon ist in sehr unterschiedlichen Fassungen überliefert, die man erfolglos zu kombinieren versucht hat. Statt dessen sollen die verschiedenen Rezensionen getrennt nach jeweils einzelnen repräsentativen Zeugen herausgegeben werden. Umfangreiche Vorarbeiten liegen vor. Als erstes von Ursula Hagedorn (2005) Das Lexikon des Kyrillos. Ferner eine Gesamtsammlung der ausgewählten Handschriften in Rohfassung als Daten-Datei (Rezensionen A, H, L, O). Für die Verifikation der Handschriften und die Publikation, zunächst des Codex A, ist ein kompetenter Mitarbeiter benötigt – meine Sehkraft reicht dafür nicht mehr aus.
3. Eine byzantinische Iliasparaphrase.
Viele Iliascodices ab dem 11. Jahrhundert bieten zwei verschiedene Arten von Verständnishilfen: a) umfangreiche Übernahmen aus den D-Scholien (s. nächsten Abschnitt), verteilt zu den einzelnen Worten, Versen und Abschnitten. b) Eine byzantinische Übersetzung (Textparaphrase), meistens parallel zur Textspalte – die kurzen Erklärungen finden sich nicht selten über der Paraphrase.
Diese Iliasparaphrasen gehören vermutlich zum Wiederaufblühen der klassischen Studien im 9/10. Jahrhundert. Andere Beispiele gibt es in Papyri seit dem 1. Jahrhundert nach Christus, haben also den Schulunterricht seit früher Zeit begleitet.
Zur Veranschaulichung wird der Text der verbreitetsten Handschriftenfamilie vorgelegt. Er wurde in Handschriften des 16. Jahrhunderts dem berühmten Philologen Psellos zugeschrieben, zwecks Förderung des Verkaufs.
Beilagen:
- Scholia D in Iliadem. 2. Auflage 2014.
- In den Lexeis Homerikai (691 k) korrigierte Fassung 2005, sind die Worterklärungen der D-Scholien anfangs nach drei, später nach zwei Buchstaben alphabetisch geordnet. Bitte alle Korrekturen zusenden!
- Die D-Scholien zur Odyssee (2004) sind als kritische Ausgabe herausgegeben von Nicola Ernst.
- In diesem Zusammenhang wichtig die Sammlung von John Lundon. The Scholia minora in Homerum (2012), Band 7.
- homerpur (1346 k): Vollstaendiger Homertext nach meinen kritischen Ausgaben der Ilias und Odyssee (s. u.), gedacht als digitaler Suchtext, freigegeben fuer nicht-kommerzielle Zwecke. Der Text kann in Acrobat Reader kopiert und in Textprogrammen bearbeitet werden. Mit durchgehenden Versangaben (grosse Buchstaben Ilias, kleine Odyssee), ohne Akzentzeichen und Interpunktion.
- Suchen: in meinen pdf-Texten: Griechisches Alphabet entspricht (deutsche Tastatur) ABGDEZHQIKLMNCOPRSTUFXYW. Weitere suchfaehige Zeichen in den Tabellen Zeichensuche PC und Zeichensuche Mac (man kann die Zeichen in Acrobat Reader an die eigene Tastatur anpassen mithilfe von: CE Quickeys.
Publikationen (Auswahl):
Monographien
- D-Scholien zur Ilias, 2. Auflage 2014.
- Aristarch, Aristophanes Byzantios, Demetrios Ixion, Zenodot Berlin 2014.
- HOMERI ILIAS iterum recognovit ... Georg Olms Verlag 2010. ISBN 3-487-13706-3 Dazu Variantenreihen: Variantenpaare in Ilias und Odyssee.
- HOMERS ODYSSEEN erschlossen, übersetzt und erläutert. LIT Verlag 2009 (ISBN 978-3-8258-1785-5). REGISTER
- HOMERS ILIADEN erschlossen, übersetzt und erläutert. LIT Verlag 2009 (ISBN 978-3-8258-1784-8). REGISTER
- Lexeis Homerikai, korrigierte Fassung 2005, Proecdosis 2002
- Homeri Odyssea. Kritische Ausgabe. Hildesheim 1991. (ISBN 3-487-09457-6).
- Odysseen. Basel 1988. (ISBN 3-7965-0871-5)
- Iliaden und Ilias. Basel 1982. (ISBN 3-7965-0774-3)
- Leben und Taten Alexanders von Makedonien. Darmstadt 1974. 2.Aufl.1983 (vergriffen). Im Anhang folgende Texte:
Alexanders Brief an Aristoteles über die Wunder Indiens.
Alexanders Gespräch mit den Gymnosophisten.
Pseudo-Methodios, Alexander und die unreinen Völker.
Der Eselsroman I Untersuchungen (ISBN 3-406-03294 X), II Synoptische Ausgabe (ISBN 3-406-03414-4). München 1971. 1972.
- Abenteuer eines Esels. München 1972. Vergriffen.
Eine zweisprachige Ausgabe Griechisch - Deutsch ist als E-Book geplant.
Petron, Ueberlieferung und Rekonstruktion. Leiden 1971. Vergriffen.
Aufsätze
Homerpapyri und ihre "Lesungen". ZPE 142 (2003) 1-2.
Die D-Scholien der Ilias in den Handschriften. ZPE 132 (2000) 1-62.
Der Homertext in Alexandria. ZPE 115 (1997) 13-36 (+ Tafeln 1-2).
Zenodot, Aristarch und andere. ZPE 90 (1992) 1-32 (+ Tafel 1).
Die Lemmata der Iliasscholien. ZPE 79 (1989) 9-26.
Texte zum Alexanderroman (in: Friedr. Pfister, Kleine Schriften zum Alexanderroman. Meisenheim 1976. S. 349-393. ISBN 3-445-01296-2):
Pseudo-Epiphanius, Vita Ieremiae.
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Petrus Comestor, Historia Scholastica, liber Esther 4-5. Iter ad Paradisum.
Epistola Pharasmanis ad Hadrianum Imperatorem.
Ethicus Ister (Auszug).
Liber monstrorum.
Artikel "Alexander d. Gr." + "Apuleius". In: Enzyklopaedie des Märchens I. Berlin 1976.
Sprichwörter in Fabeln. In: Antike und Abendland 17 (1971) 105-118.